FC Trienz ein munterer „twen“ die Jahre 1966- 1976

von Uwe Köbler

 

Im zarten Alter von 20 plus- der Mensch nennt sich dann auch mal gerne „twen“ -haben viele den Wunsch nach was eigenem. Man will nicht mehr unter elterlicher Aufsicht stehen, sondern will endlich seine eigene Bude. So ging es auch unserem FC Blau-Weiß Trienz, bei dem Jahr für Jahr der Ruf nach einem Sportheim am neuen Platz in der Ortsmitte lauter wurde. Und wie es sich für einen jungen strebsamen „twen“ gehört, wurde auch jeder Groschen zusammen gekratzt, als Grundstock für die eigenen vier Wände . Man wollte ja auch keinen besonderen Luxus haben, sondern nur einen Platz wo man sich vor und nach den Spielen umzieht, wo man duschen und zusammen ein Bier oder „wenn´s sein musste “ was Alkoholfreies zu sich nehmen konnte. Bis dahin nämlich hieß es nach dem Spiel nicht nur sportlich sondern auch tatsächlich nur „Mund abputzen“ und ab an die Theke oder an den Biertisch. Umziehen war für die Trienzer Kicker nämlich nur in den eigenen vier Wänden möglich, und so roch es nach Spiel und Training in den Gaststätten nicht nach Pitralon ( mancher erinnert sich an den Werbespot mit dem pfeifenden Uwe Seeler) sondern nach echtem Männerschweiß.

 

Die Gegner übrigens zogen sich im Gasthaus „Linde „ genauer gesagt neben der Backstube um. Der Raum stand ungefähr dort wo heute der „Lore´sche Biergarten“ zum Verweilen einlädt ! In diesem Raum stand die legendäre Badewanne in der man – meist in kaltem Wasser- das Gesicht und die Hände und gleichermaßen die Kickschuhe waschen konnte. Das war aber überall so üblich und oft war der Weg vom Umkleideraum bis zum Sportplatz recht weit. Böse Zungen behaupten, dass mancher FC-Spieler heutzutage schon das erste Mal Wasser oder einen ISO-Drink zuführen müsste,wenn er solche Strecken zu Fuß bewältigen müsste.

 

Doch zurück zu den Twens. Oft ist ein Auszug auch mit vielen Diskussionen verbunden. So war es auch beim FC Trienz, denn bis es endlich so weit war, galt es viele Hürden zu überspringen. So schuf man unter der Ägide der damaligen Vorsitzenden Kurt Schönig, dessen Amtszeit von 1963 bis 1971 reichte, und Nico Schneider, der von 1971 bis 1973 in einer heißen FC-Phase das Ruder führte, die finanzielle Grundlage für den Neubau der Sporthalle Trienz und holte sich bei so mancher Anfrage nach einem Zuschuss eine“ blutige Nase“. Auch die Gemeindereform warf neue Fragen auf. Man musste im Detail klären welche Zusage der Gemeindeverwaltung Trienz von der neuen Verwaltung der Großgemeinde Fahrenbach gehalten werden kann. Letztlich aber gelang unseren FC-Vorfahren am Ende der „twen-Dekade“ der große Wurf.

Man konnte zwar keine Sporthalle aber ein schmuckes Sportheim einweihen , was letztlich auch ein Verdienst des damaligen Vorsitzenden Werner Weis war. Er schaffte es die Mitglieder zu motivieren sich am Bau der neuen Sportlerheimat direkt neben dem Sportplatz zu beteiligen. Es geht ja sogar das Gerücht um,

dass in dieser Zeit manch einer seine Sportfreunde im Arbeitsdress öfters sah, als seine Ehefrau .

 

Doch noch mal kurz zurück zum Vorsitzenden Werner Weis. Als der im Jahre 1973 den Posten des wegen eines Zerwürfnisses mit den Spielern zurückgetretenen Nico Schneider übernahm, war dieses Amt keineswegs vergnügungssteuerpflichtig . Ein Beweis dafür ist ein Bericht aus der Rhein-Neckar-Zeitung vom 18.Mai 1971 anläßlich des 25-jährigen Jubiläum des Vereins . Da heißt es wörtlich: Mit Einweihung des neuen Sportgeländes ließen die Leistungen nach. Nachwuchssorgen, Interessenlosigkeit der Jugend, aber auch Reibereien und Intrigen dürften hierfür verantwortlich gemacht werden. Es bleibt zu hoffen,

dass der FC Trienz trotz aller Schwierigkeiten seinen Weg weitergeht und aus der Talsohle, die er seit Jahren im Schneckentempo zu durchlaufen scheint, herauskommt.

Nur gut, dass diese RNZ-Hoffnung erfüllt wurde. Das lag am kollektiv wachsenden Vereinsinteresse, das unter der Vereinsführung vom Vorsitzenden Werner Weis, der dieses Amt bis 1988 inne hatte und damit mit einer Amtszeit von 15 Jahren „Rekordvorstand“ des FCT ist, aufkam. Rekordtorschütze mit 20 Treffern (von 39) war Werner Weis übrigens in der denkwürdigen Saison 1967/1968 in der man letztlich, wie einige Jahre zuvor auch, am Ende der C-Liga stand. Man nahm es locker und nutzte jeden Grund zu einer zünftigen Fete. So sprechen manche heute noch gerne über die Feier zum 100 sten Gegentor der Saison .

 

Letztlich beendet man die Spielrunde mit 106 Gegentoren. Im Protokoll der 68- er Generalversammlung wird auch von einem Jugendteam berichtet, das seine vier Saisonspiele allesamt verlor und von einer Damen-mannschaft. Diese trug ein Match aus, das nach Toren von Metzger und Walter mit 2:2 endete. Die Vornamen der treffsicheren Damen sind nicht aufgeführt, doch vielleicht können Sieglinde Wolf und Gertrud Schäfer , die beide auch zum Kader gehörten, den Interessierten detaillierte Auskünfte geben. Zum Schmunzeln sind teilweise die Formulierungen mit denen die bedauernswerten Speilausschüsse die sportliche Situation damals beleuchteten : Beispiele gefällig :

 

"Dieses Jahr haben wir wenigstens nicht ganz so oft verloren"

 oder

„Über die Ergebnisse will ich nichts sagen aber wir sind wenigsten straffrei geblieben“.

 

Auf jeden Fall war das große Plus des „Twens“ FC Blau-Weiß Trienz die tolle Kameradschaft mit der man auch stürmische Zeiten überstand. Gut auch, dass sowohl alte FC-Haudegen als auch junge Kräfte mitmachten. So ist in einem Protokoll erwähnt, dass Gerhard Köbler zum Ballwart bestimmt wurde.

Scheinbar ein anstrengender Job, denn später wurde mit Gerd Kreis ein weiterer Ballwart gewählt. Heute sind beide getreu dem Motto „ Früh krümmt sich was ein Häkchen werden will“ lang gediente Funktionäre.

Klar aber auch, das der junge FC Trienz bald ein Auge auf die Damenwelt warf und mit immer besser werdenden Leistungen kokettierte. Doch davon wird im nächsten Bericht die Rede sein.